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Wie man einen technischen Buchclub zur Weiterbildung ins Leben ruft

Von Kevin Richter am 12. September 2019

Wir haben unseren ersten Buchclub über einen Klassiker der Bücher im Bereich der Softwareentwicklung abgehalten – Clean Code – A Handbook of Agile Software Craftsmanship von Robert C. Martin. Für den Buchclub hat jeder Teilnehmer wöchentlich einige Kapitel zuhause gelesen, die dann bei einem Treffen in der Arbeit gemeinsam diskutiert wurden. Dieser Artikel soll von unseren Erfahrungen berichten.

Wie fängt man am besten mit einem Buchclub an?

Bevor die Planung des Buchclubs starten kann, sollte sich das Team abstimmen, welches Buch als erstes in Angriff genommen wird. Dabei ist zu beachten, dass das Buch zwar nah an den Themen des Arbeitsalltags sein sollte, jedoch ist es ratsam auch Bücher zuzulassen, die von neuen Technologien und Konzepten handeln, welche bisher noch nicht eingesetzt oder betrachtet wurden. Hierdurch kann das Team neue Ideen sammeln und sich somit kontinuierlich gemeinsam weiterbilden. Gibt es mehrere Vorschläge aus dem Team kann eine simple Abstimmung das Buch für den kommenden Buchclub festlegen. Die restlichen Bücher können dann auf eine Liste möglicher Literatur für kommende Iterationen geschrieben werden. Zur Wahl standen bei uns beispielsweise das oben genannte Buch Clean Code von Robert C. Martin, das tiefgehende Grundlagenwerk Deep Learning von Ian Goodfellow, Yoshua Bengio und Aaron Courville und das Python Data Science Handbook: Essential Tools for working with Data von Jake VanderPlas. Für unseren ersten Buchclub haben wir uns Clean Code ausgesucht. Hier ist es auch wichtig, nicht Grundlagenwerke außen vor zu lassen, da man denkt, jeder wisse bereits alles über das Thema oder die Inhalte seien zu einfach. Auch und gerade bei solchen Büchern ist der Mehrwert hoch, da innerhalb eines Teams oft ein unterschiedliches Verständnis der Grundlagen oder auch nur ein oberflächliches Wissen derer vorliegt.

Als unser erstes Buch in unserem Buchclub haben wir "Clean Code" gewählt.

Die Teilnahme sollte freiwillig sein

Steht das Buch fest, darf jedes Teammitglied freiwillig entscheiden, ob es am Buchclub teilnehmen möchte. Niemand sollte zur Teilnahme gezwungen werden. Wer sich für die Teilnahme entscheidet muss auch festlegen, ob er oder sie das Buch lieber in der digitalen oder gedruckten Variante lesen möchte. Stehen die Teilnehmerzahlen fest, kann der Organisator die Bücher in einer Sammelbestellung beschaffen. Hier sollte man unbedingt zuvor abklären, ob der Arbeitgeber die Kosten für die Bücher, wie beispielsweise bei uns, übernimmt. Da es sich um eine kollektive und vergleichsweise günstige Weiterbildungsmaßnahme handelt, sollte das aber gut begründbar sein.

Organisation der Buchclub-Treffen

Neben der Wahl des Buches ist der Ablauf eines Buchclubs vor dem ersten Treffen festzulegen. Wir halten jede Woche einen einstündigen Termin ab und versuchen diesen immer zur selben Zeit durchzuführen. Es sollte versucht werden das Treffen regelmäßig abzuhalten, im besten Fall an einem von vornherein festgelegten Serientermin. Jede Woche organisiert ein anderer Teilnehmer das Treffen. Das beinhaltet die Terminplanung (bspw. bei Verschiebungen), die Raumbuchung und das Erstellen einer Zusammenfassung (in Form einer PowerPoint-Präsentation) über das Gelesene sowie die Leitung der Diskussion oder Übung. Diese Vorsitz-Rolle wird dann am Ende eines jeden Buchclubs weitergegeben. Das sorgt dafür, dass sich jeder am Buchclub beteiligt, sich Gedanken zu den Inhalten macht und die Treffen auch aktiv mitgestalten kann. Auch wenn die Zusammenfassung von einem Mitglied erstellt wird, liest jedes Mitglied den vereinbarten Abschnitt selbst. Neben der Weitergabe der Vorsitzrolle wird am Ende eines jeden Buchclubs auch vereinbart, bis welche Kapitel bis zum nächsten Mal gelesen werden.

Ablauf der Buchclub-Treffen

Für unseren Buchclub vereinbaren wir meist Leseabschnitte von ca. 30 Seiten, welche oft zwei Kapitel abbilden und ohne große Belastung in der Freizeit gelesen werden können. Die Zusammenfassung nimmt meist ca. 30-45 Minuten ein und wird immer wieder von Diskussionen unterbrochen. Diese Diskussionen sind essentiell dafür, dass der Inhalt im Kollektiv aufgearbeitet wird und dem Team somit auch etwas bringt. Wir diskutieren über das Gelesene meist nach jedem zusammengefassten Kapitel oder bei unklaren Stellen. Auch halten wir Diskussionsergebnisse schriftlich auf den Folien fest und versuchen, sofern möglich, die Resultate auch in unserer täglichen Arbeit umzusetzen. Mitarbeiter die später zur Firma hinzustoßen, können zudem die Zusammenfassungen und Diskussionsergebnisse lesen und sich somit schnell auf einen ähnlichen Stand wie das restliche Team bringen. Bei Büchern oder Kapiteln, in denen es sinnvoll ist, folgt der Diskussion meist eine Übung. So haben wir zum Beispiel bei Kapiteln über Funktionen, aussagekräftige Namen oder Kommentare unseren eigenen Code in der Veranstaltung auf die Vorschläge aus dem Buch hin überprüft und verbessert.

Zu Beginn hatten wir geplant, die Termine mit einer 15-minütigen Zusammenfassung zu beginnen, 15 Minuten zu diskutieren und eine halbe Stunde Übungen durchzuführen. Es hat sich jedoch schnell herausgestellt, dass die Zeiten für Zusammenfassung und Diskussion zu knapp sind und nicht für jedes Kapitel eine Übung sinnvoll und notwendig ist. Deswegen haben wir diese Beschränkungen aufgehoben und der Terminleiter darf dies selbst festlegen. Das Vorgehen kann sich jedoch von Buch zu Buch ändern. Es kann sein, dass bei sehr theorielastigen Büchern keine Übung sinnvoll ist, oder dass bei Büchern über neue Programmiersprachen ein längerer Übungsblock von Vorteil ist. Ein passender Ablauf für das aktuelle Buch in der jeweiligen Gruppe wird sich wohl in den ersten Veranstaltungen recht organisch ergeben.

Was es uns gebracht hat

Bei uns taten sich in der Veranstaltungsserie noch Themen auf, die wir uns mit vertiefender Literatur erarbeiten wollten. So kam beispielsweise bei dem Kapitel über Code-Formatierung die Idee auf, den Python-Style-Guide PEP 8 gemeinsam aufzuarbeiten, sodass alle das gleiche Verständnis davon haben. Im Laufe des Buchclubs über Clean Code haben wir uns einige Regeln erarbeitet, die unser Verständnis von sauberen Quellcode widerspiegeln. Diese Regeln werden firmenweit eingesetzt und tragen zu einer Verbesserung unserer Arbeitsqualität und der Nachhaltigkeit unseres Codes, sowie des Mehrwerts unserer Arbeit für unsere Kunden bei. Für uns ist es immens wichtig, dass wir uns ständig verbessern und die Qualitätsstandards so hoch wie möglich ansetzen. Die gemeinsame Lektüre von Fachliteratur trägt dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Der Buchclub für Clean Code hat bei wöchentlichem Abhalten der Termine sieben Wochen gedauert. Das Buch ist ein optimaler Einstieg, um einmal das Prinzip eines Buchclubs für sein Team auszuprobieren und bringt für alle Mitarbeiter, die in irgendeiner Weise Software entwickeln, einen großen Mehrwert. Unser kommender Buchclub ab Oktober wird das Buch Python Data Science Handbook behandeln.

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